Der Samstag begann mit einer gemeinsamen Theorieausbildung zum Thema Führung im Einsatz. Knapp 30 Helfer und Unterführer lauschten dabei den Ausführungen von Sebastian Thrun (Gst Frankfurt) und der Zugführer. Ziel des Ausbildungstages ist es (neben den praktischen Abläufen eines Bergungseinsatzes), Führungsstrukturen und Kommunikation im Einsatzfall zu verinnerlichen. Daher wurden die Strukturen und Unterstellungsverhältnisse der Einheiten im Laufe der Übung auch mehrfach verändert. Vertreten war dabei neben drei Bergungsgruppen aus Wiesbaden und Hofheim auch eine Ortungstrupp, unterstützt durch Helferanwärter aus der Grundausbildung.
Szenario: Baggerfahrer läuft Amok
Die Lageeinweisung für die Gruppenführer vor Ort war denkbar knapp: Ein zuvor entlassener Angestellter ist in der Nacht mit einem Bagger Amok gelaufen, er selbst sowie der Firmeninhaber werden seitdem vermisst. Während der Lageerkundung wurde das erste Ausmaß klar: Der Hof war streckenweise aufgerissen und vertrümmert. Die Außenmauer einer Produktionshalle wurde stark beschädigt, das Dach ist daraufhin teilweise eingestürzt. Wenige Meter weiter steckte ein PKW in der Wand.
Beim Absuchen der Randtrümmer wurde bereits ein erster Verletzter gefunden (und gerettet). Außerdem wurde ein weiterer Verletzter im Innern des PKW ausgemacht. Aufgrund der akuten Einsturzgefahr musste allerdings zuvor das Gebäude abgestützt werden - Eigensicherung schließlich geht vor. Zeitgleich erfuhren wir über die Einsatzleitung, dass mindestens zwei weitere Personen vermisst werden - darunter die Frau des Firmeninhabers.
Die meisten Türen und Fenster waren blockiert, ein Eindringen in die Halle also nicht ohne weiteres möglich. Der Weg sollte dann durch ein Nebengebäude führen - Flex und Bohrhammer sei Dank. Als auch dieser Weg nicht zum Erfolg führte, wurde das Auto schließlich mit einem Greifzug aus der Gebäudewand gezogen und der Verletzte geborgen.
Im Nachbargebäude arbeitete eine Bergungsgruppe durch eine Vielzahl an Büroräumen - der blockierten Türen wegen ebenfalls mit schwerem Gerät. Unterstützt wurden sie dabei vom Ortungstrupp mit der SearchCam.
Abschied vom Übungsgelände
Die Fabrikshallen der Ludwig Clemens GmbH u. Co KG Verpackungen war schon mehrfach Übungsort für das THW - ein herzlicher Dank gebührt dafür Christian Kirk (Rheinblick Projekt GmbH), der uns das Gelände wiederholt zur Verfügung stellte. Dieses Wochenende fand die vermutlich letzte Ausbildung vor Ort statt. Nach dem Street Food Festival-Abrissfest über Ostern wird das Areal endgültig geräumt.
Zum Ende der Übung musste das stark beschädigte Gebäude aufgrund der akuten Einsturzgefahr noch niedergelegt werden - und leistete dabei spürbaren Widerstand. Mit einem Greifzug wurde die tragende Mauer zwischen zwei Fensterstürzen zum Einstürzen gebracht - das Dach aber hielt sich wacker oben. Mit dem Hofheimer Teleskopstapler Merlo wurde daraufhin aus sicherer Entfernung ein tonnenschwerer Betonklotz durch das Dach geworfen - dem hatte das Holzbalkendach dann nicht mehr viel entgegen zu setzen. Ein letzter Stoß gegen einen Sturz erledigte dann den Rest (siehe Video).