Großübung Ortung im Fort Biehler

THW-Ortsverbände Wiesbaden und Frankfurt, Freiwillige Feuerwehr Wiesbaden-Stadtmitte und die Wiesbadener Rettungshundestaffel übten gemeinsam die Personensuche und -rettung im Fort Biehler.

Seit 1956 wird das Gelände des Fort Biehler in Mainz-Kastel zum Training des Katastrophenschutzes genutzt.  Auf dem Gelände, das derzeit vor allem zur Ausbildung und Prüfung von Rettungshunden genutzt wird, fand am Samstag, 12. April 2014, eine gemeinsame Übung von Katastrophenschutzeinheiten aus Wiesbaden und Frankfurt statt. Das Trümmerfeld im Fort Biehler bietet dafür ideale Voraussetzungen: Verschiedenste Trümmerarten, ein unterirdisches Röhrensystem, eine Vielzahl mehr oder weniger gut zugänglicher Hohlräume. Solche Schadensbilder sind typisch nach Gasexplosionen oder Erdbeben.

Ausbildung von Such- und Ortungstechniken

Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Ausbildung: Die Ortungsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Wiesbaden und des THW-Ortsverbandes Wiesbaden waren mit ihrer Ausrüstung angereist. In Kleingruppen wurden die Kameraden in die Funktionsweise und die Verwendungsgebiete der verschiedenen Geräte eingewiesen. In einem ersten Test konnte die Bedienung getestet werden. Die Feuerwehr stellte dabei einen Satz verschiedenster Endoskope mit einer Reichweite 50cm bis 20 Metern vor. Das THW präsentierte seine Wärmebildkamera, die SearchCam 2000 und die akustische Ortung mit Geophonen.

Sowohl die Endoskope als auch die SearchCam sind zur Erkundung von unzugänglichen Hohlräumen konzipiert. Sie werden dazu durch kleine Trümmeröffnungen hindurchgeführt oder durch eigens dafür gebohrte Löcher. Je nach Ausführung der Geräte sind die Kameras ferngesteuert schwenkbar, Videos können zusätzlich aufgezeichnet werden. Mit der SearchCam kann sogar direkt mit Verschütteten kommuniziert werden: Neben der Kamera sind im Kopf des Gerätes auch Mikrofon und Lautsprecher eingebaut. Die Geophone hingegen sind eine Gruppe von hochempfindlichen, akustischen Sensoren. Mit ihnen können auch leiseste Kratz- oder Klopfgeräusche wahrgenommen werden - auch durch mehrere Trümmerschichten hindurch. Je nach Anordnung der Sensoren und der Struktur der Trümmer kann der geübte Ortungsspezialist so Rückschlüsse auf die Position von Verschütteten schließen.

Ganz ohne technische Unterstützung wurde hingegen die Flächendurchsuchung geübt - also das sprichwörtliche Durchforsten einer großen Fläche mit einer Kette von Helfern. Was zunächst auf der Wiese recht trivial wirkte, gewann in der zweiten Runde an Schwierigkeit: In einem dicht bewachsenen und von Trümmern gespickten Waldabschnitt wurden Flaschen versteckt, die es in möglichst kurzer Zeit zu finden galt. Die Kommunikation und Zusammenarbeit der größeren Helfergruppe ist hier besonders wichtig da, auch durch Hindernisse oder Funde, keine Löcher in der Suchkette entstehen dürfen. Die Flächenabsuchung ist eine Grundtechnik, die beispielsweise zur Trümmersuche nach einem Flugzeugabsturz einsetzt wird.

Einsatzübung mit Laiendarstellern

Zur Festigung der gelernten Techniken stand der Nachmittag im Zeichen einer realistischen Einsatzübung. Das Szenario: Eingestürztes Gebäude. Vermisst werden zwei Erwachsene und vier Kinder. Die Teams der THW-Ortsverbände und der Feuerwehr wurden hierbei durchgemischt, um gleich auch das Zusammenspiel mit unbekannten Einsatzkräften zu üben.

Mitglieder der THW-Jugend Wiesbaden wurden hierzu von einem Notfallsanitäter mit realistisch wirkenden Wundbildern präpariert. Gleichzeitig wurden die Jugendlichen gecoacht, welche Verletzungsarten typisch sind für diese Szenarien - und wie sie sich auswirken. Schließlich schlüpfte jeder von ihnen in die Rolle eines Opfers. Von abgetrennten Gliedmaßen, Durchspießungen hin zu Schockzuständen und eingeklemmten Körpern war alles dabei. Schließlich wurden sie an speziell präparierten Plätzen inner- und unterhalb der Trümmerlandschaft plaziert.

Anschließend durchsuchten zwei Ortungs- und zwei Bergungsgruppen das Areal. Alles, was sie wussten: sechs Vermisste - los gehts! Hierbei galt es nicht nur, die Trümmer systematisch abzusuchen, Geschwindigkeit und Koordination der Teams ist in solchen Einsätzen wichtig. Schließlich ist die Zeit bei Schockzuständen und massiven Blutverlusten der entscheidende Faktor. Wurde ein Opfer gefunden, galt es, eine medizinische Erstversorgung durchzuführen und - je nach Lage - die passende Rettungstechnik anzufordern und anzuwenden.

Theoretisch waren die Helfer auf dieses Szenario vorbereitet. In einer 50cm-hohen Röhre eine abgetrennte Hand zu versorgen, die stabile Seitenlage herzustellen und anschließend das Opfer so schonend wie möglich auf der Trage zu platzieren, ist aber eine ganz neue Herausforderung. Durch die Größe des Areals mussten die Gruppen außerdem auch priorisieren lernen: Wurden von einer Gruppe zwei Personen gefunden, galt es die Dringlichkeit der Verletzungen richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln.

Eine besondere Herausforderung erwartete eine Bergungsgruppe, als eine Person in einem Brunnenschacht geortet wurde. Zwar war die simulierte Verletzung nicht verheerend - die Rettung der Person gestaltete sich dafür aber um so aufwendiger. Nach knapp 90 Minuten waren die sechs vermissten Personen gefunden, gerettet und das Areal mehrfach abgesucht. In einem zweiten Durchgang konnten die Rettungshunde der Wiesbadener Feuerwehr ihr Können unter Beweis.

Durchmischung der Einsatzkräfte als Auftakt intensiver Zusammenarbeit

An der Übung nahmen vier Rettungshundeteams, vier Kameraden der Wiesbadener FFW Stadtmitte und acht Jugendliche der THW-Jugend Wiesbaden Teil. Der THW-Ortsverband Frankfurt nahm mit seinem 3. Technischen Zug Teil und stellte damit während der Einsatzübung neben zwei Teams auch den Zugtrupp. Der OV Wiesbaden rückte mit seinen Bergungsgruppen 1 und 2 sowie Helfern aus den Fachgruppen Wassergefahren, Infrastruktur und auch Anwärtern aus der derzeitigen Grundausbildung an. Auch die Versorgung der mehr als 40 Kameraden wurde vom OV Wiesbaden gestellt.

Der Mix an Helfern aus Feuerwehr und THW, Neulingen und Erfahrenen, Spezialisten der biologischen und der technischen Ortung gab dieser Übung einen besonderen Wert und ermöglichte so Einblicke in die Einsatztaktiken anderer Organisationen. Der Tag ist damit gelungener, praktischer Auftakt einer gemeinsamen Ausbildung der Ortungsgruppen von THW und Feuerwehr in Wiesbaden. Sogar das Wetter überraschte mit, und das ist eher THW-untypisch, Sonnenschein.


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